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Das Franzbranntweinrätsel...

 

 

Auch schon einmal erlebt?

 

Da bringt eine kleine Sache das eigene vertraute „Weltbild“ ins Wanken…

 

Der Reihe nach: ein lieber Kunde bringt uns ein Fläschchen "Franzbranntwein" mit. Abgefüllt in der Berg-Apotheke, Hildesheim. Ein schmuckes Fläschchen mit einer leuchtend grünen Flüssigkeit, mit einem abgeschnittenen Korken verschlossen. Auf dem Etikett prangt der Name „Max Spahrmann“ und der „Fernruf“ wird mit 577 angegeben. So weit, so gut, aber wer war dieser Apotheker? Und vor allem „wann“ war er in der Berg-Apotheke als leitender Apotheker tätig? Wir hatten noch nie etwas von ihm gehört.

 

Bislang wussten wir aus alten Unterlagen, dass dem Marburger Apotheker Ernst Machledt, im Jahre 1929 die Konzession „zur Errichtung einer neuen Apotheke in Hildesheim im Ortsteil Moritzberg  - westlich des Trillkenbaches“ erteilt wurde. Die Fernrufnummern dieser Zeit (übrigens spielte Hildesheim beim Thema Automatisierung des Fernrufs eine wichtige Rolle, aber ich schweife ab, das ist ein anderes spannendes Stück Zeitgeschichte…) waren aber in der Umgebung schon alle vierstellig: uns liegt eine alte Ärtzetafel von 1926 mit Hildesheimer Ärzten vor. Darauf sind bsp. die Ärzte Cohn und Lehne schon verzeichnet – beide mit vierstelligen Nummern.

 

 

Also auf zum Nachbarn, der kennt sich mit alten Dingen aus. Tatsächlich bringt er uns ein Stück weiter: die DIN unter dem Fläschchen nach DAB6, dem deutschen Arzneibuch, könnte weiterhelfen, das Franzbranntweinfläschchen zeitlich zu verorten. Und was den Fernruf anginge, vielleicht fehle da eine Ziffer. RICHTIG! Beim Abtauchen in alten Unterlagen wird der Fernruf mit 2557 angegeben! Das kann kein Zufall sein.

 

 

Das DAB6 ist von 1926. Eine weitere Spur. Weiterkramen in alten Urkunden und Verträgen…

 

 

Und endlich! Ein ausgeblichener, gelblich brauner Pachtvertrag aus dem Jahre 1948. Maschinengeschrieben. „Max Spahrmann“ hatte tatsächlich die Berg-Apotheke von einer Erbengemeinschaft gepachtet vom 1. Mai 1948. Leider scheint er gerade mal ein knappes Jahr tätig gewesen zu sein, denn schon im Folgejahr bekam ein gewisser Walter Bennewitz die „Berechtigung zum Fortbetriebe der heimgefallenen (...) und ausgeschriebenen Berg-Apotheke in Hildesheim“ verliehen.

 

Wiederum 3 Jahre später kommt die Familie Rebentisch ins Spiel: zunächst zur Pacht übernahm Karl Rebentisch die Berg-Apotheke.

 

 

Spannend, wie ein kleines und dann auch noch sehr seltenes Fläschchen die Apotheken-Chronik „neu“ schreibt!